Sackgasse

Gestern musste ich ja zweimal umdrehen, weil die „rote Bundesstraße“ sich in einen heiklen Schotterweg verwandelte. Ok, im Hotel haben sie mir erklärt, das lag an dem Unwetter im letzten Oktober. Aber die Umwege sind hier halt enorm, so fürchterlich viele Straßen führen nicht durch die Berge. So bin ich dann hoffnungsfroh einer Straße gefolgt, raus aus dem Tal, die zwar nur „gelb“ war, aber tatsächlich weiterführte. Mein ursprüngliches Ziel von gestern, das „Restaurant am See“ (an den „Jablanica“-Seen), hatte ich weiter im Navi. Die Bundesstraße, die am südlichen Ufer der Seen entlang ging, war jedoch sehr voll, wieder viele LKW, und im Navi sah ich eine „Abkürzung“. Als ich über die sehr seltsame Brücke auf die andere Seite der Seen fuhr (einspurig, und mit Gitterrosten ausgelegt, darunter war der See zu sehn) erinnerte ich mich, das wir diese Brücke auf der Heimfahrt ins Camp damals auf der Bosnia-Rallye gefahren sind, allerdings in die andere Richtung. Stimmt, da war was: Etwas weiter die Straße nach Norden geht eine ZickZack-Straße (gelb) über die Berge, die wollten wir damals fahren, und nach anfänglichen traumhaften Asphalt endete sie in einem Schotter-Chaos. Und nach zwei Drittel Tagesetappe auf der Bosnia-Rallye hatten wir darauf keinen Bock und sind eben unter auf die Bundesstraße gefahren.

An einer etwas abgerockten Tankstelle (erst sah sie verlassen aus) tankte ich und nahm einen guten Kaffee zu mir. Am Nachbartisch saßen zwei ältere Männer beim Frühstück (riesen Teller Tomaten, Salami, Blätterteigbrot und Käse, sowie Weißwein), einer sprach mich an (erstaunlich, wie viele hier Deutsch sprechen). Woher, wohin, und so. Ich fragte, ob er den Zustand der Straße über die Berge wisse. Oh, schlecht, meinte er. Schotter oder Asphalt? Ja, so, halt. Auch Schotter. Wirklich schlecht? Nein, eigentlich gut. Na, so konkrete Aussagen braucht man von Locals… Die Einladung auf einen Sliwowitz habe ich abgelehnt (es war 10 Uhr morgens !!!). Also bin ich los, in die ZickZack-Straße eingebogen, und siehe da: Nach dem Traumasphalt kam noch besserer Belag. Hat sich also was getan. Aber dann endete die Straße in einem „Dorf“ (ca. 5 Häuser), weiter ging es auf gutem Schotter. Ich befragte das Navi, die Straße hangelte sich der gleichen Höhenlinie durch die Berge, also keine Aufstiege oder so. Das ist immer gut, bei Aufstiegen wäscht der Regen schnell den feinen Schotter weg, es bleiben die Brocken, nackter Fels und ausgespülte Rinnen. Nach ca. 10 Kilometer war ich „über dem Berg“, die „Dörfer“ auf der anderen Seite waren wieder perfekt angebunden. Na, das hat ja mal geklappt. So ging es dann weiter:

An einer Stelle mitten im Wald eine etwas merkwürdige Skulptur:

Das Logo „Friedrich Eber Stiftung“ hat mich stutzig gemacht und Google Translator die Inschrift übersetzen lassen:

Ja, es stimmt (siehe mein Kommentar zum Koman-See in Albanien): Die Vermüllung der Landschaft ist auffällig (wobei es mir so scheint, als sei das schon zurückgegangen). Ich hoffe, die Leute hier lernen es noch, denn es ist ihre Region. Im Müll zu leben kann doch keinen Spaß machen.

Die geplante Route nach Westen wurde immer besser. Die Straße breiter, super Belag, überhaupt kein Verkehr. Bis mir das Navi anzeigte, dass ich auf keiner Straße mehr sei. Dabei war die riesig. Ok, kurz zurück zum Abzweig, oha, nun doch einspurig und eher so „Route forestiere“ wie in den Vogesen. Wirtschaftswege durch den Wald. Und dann natürlich: Abbruch, grober Schotter. Ein Verkehrsschild, das „Baustelle“ signalisierte, und irgendwas von „14 Kilometer“. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Im nassen Schotter, kaum Sicht, und beim Blick aufs Navi mit Querung von Höhenlinien? Echt kein Bock. Aber da war ja noch diese tolle Straße, die das Navi garnicht kannte. Vielleicht ist das der Weg hier raus.

Was soll ich sagen: Nach einigen Kilometer endete diese Straße einfach so:

Straßenbau in Bosnien erschließt sich mir nicht.

Dieser ganze Weg war also eine Sackgasse, eine 30 Kilometer lange Sackgasse! Alles zurück, und eine andere Straße durch die Berge gesucht.

Um 16:00 an einer Tankstelle habe ich mal nachgeschaut: 360 Kilometer gefahren, und gerade mal 110 Kilometer Luftlinie vom Start in der Früh. Das ist mal Verschwendung. So habe ich das „Restaurant am See“ gestrichen und einen Weg Richtung Norden gesucht, denn das Wetter wurde auch nicht besser.

Rein in die Regenkombi, und durch. Nach zwei Stunden Regenfahrt bin ich in „Bihac“ angekommen, eine Kleinstadt nahe der Grenze zu Kroatien. Ich habe hier angehalten, weil auf der kroatischen Seite keine nahe Stadt zu sehen war, und Bosnien einfach günstiger ist…

Das Hotel war schwer zu finden, ist mitten in der Fußgängerzone, und die Zufahrt zur Garage war von einem Falschparker blockiert, aber nachdem ich die Koffer abgenommen habe, konnte ich mich unter Anleitung durchquetschen. Morgen ist der Falschparker weg, der Hotelchef hat die Polizei gerufen.

Das Wetter soll morgen auch wieder besser sein, dann geht es nochmal durch Kroatien und Slowenien. So der Plan.

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