Den Tag begann und beendete ich als guter Tourist: mit Besichtigung.
Gestern plante ich ja schon, dass von Sissi so verehrte „Herkulesbad“ anzuschauen. Die datierte römischen Tafel aus 153 n.Chr. habe ich nicht gefunden, dafür eine deutliche jüngere Statue von ihm:

Wie erwähnt: verblasste Größe, am einigen Ecken frisch gestrichen,

an anderen Stellen noch verfallen, auf den Investor wartend:

Hier und hier…

…gibt es noch einiges zu tun. Am anderer Stelle verzweifelte Versuche aus jüngerer Vergangenheit zur Wiederbelebung der Stadt:

Aber ein paar hübsche Putten am Wegesrand, ist ja so mein Ding:

Von da ging es nach Süden zur Donau, und dann ca. 100 Kilometer den Fluss entlang. Schon breiter als der Rhein,

Der berühmte „Donaudurchbruch“ (durch die Berge) nur schlecht zu fotografieren:

Wer schon mal an der Loreley vorbeigefahren ist, kann sich das vorstellen.
Die Straße anfangs zugesiedelt, dann aber sehr sehr leer.

Die Route führte dann original auf direktem Weg nach Timisoara, aber ich habe noch einen kleinen und sehr leckeren Abstecher in die Berge eingebaut. Dort bin ich auf einen „lost place“ gestoßen: ein ehemaliges Krankenhaus („Sanatoriul Marila“) für Tuberkulosekranke,

aber leider abgeriegelt und bewacht. 1937 eröffnet, und mit Ende des Sozialismus aufgegeben. Erinnert an das Tuberkulosekrankenhaus in Marokko…
Etwas weiter sah ich zwischen den Baumwipfeln einen anderen „lost place“, ein paar ruiniert Häuser, doch auch da waren Straßenhunde und ein Wächter zur Bewachung. Natürlich konnte er mir nicht erklären, was das da für Bauten seien (ich stelle mir die Abkommandierung zu so einem Ort als absolute Strafversetzung besonders dämlicher Security-Mitarbeiter vor), und als ich wieder umdrehte, zwickte mich doch einer der Wachhunde/Straßenköter in die Wade. Dumm nur, dass er danach mit zu viel Schwung gegen die Stiefelspitze eines deutschen ledernen Motorradstiefels lief, so auf das zarte Hundenäschen, klang so, als habe das hat Aua gemacht. Blöde Töle.
In Timisoara habe ich ein sehr nettes Hotel direkt am Rand der Altstadt gefunden, mit Tiefgarage für Tornado. Die Stadt, gerne „Klein-Wien“ genannt, hat auch römischen Ursprung, wurde von den Mongolen 1241 vollständig vernichtet und dann langsam wieder aufgebaut. Was man heute sieht sind die Bauten aus der Habsburgerzeit,

erinnert tatsächlich da und dort an Wien und an Prag:

Die Altstadt ist naturgemäß touristisch aufgewertet, aber da und dort schimmert der Verfall aus den sozialistischen Zeiten durch, nicht jedes Gebäude ist frisch gestrichen:

In die Hinterhöfe besser nicht blicken:

Aber dieses etwas original alt zu „Eurodisney“ hat Charme:



Manchmal ist auch original Sozialismusbau neben original Österreich-Ungarn mit fragwürdiger Verbindung zu bewundern:

Aber alles im allem eine hübsche Stadt,

Und ruhmreich zudem: nicht nur, dass hier die Proteste gegen das Ceaușescu-Regime begannen (und deren Niederschlagung mit 50 Toten das Ende wenige Tage später bedingten), auch so weltbekannte Persönlichkeiten wie Jonny Weismüller („Ich Tarzan, du Jane“) oder der Erfinder des Siebträger-Kaffemaschine Franceso Illy wurden hier geboren.
Und außerdem spielt eine kleine Szene in „Alternativen“ hier in der Stadt…

Und zum Absacker auch noch eine vernünftige Bar gefunden:

So fällt dir Tagesstatistik heute etwas harmloser aus als die letzten Tage:
