Ein kleines Land, etwas mehr als doppelt so groß wie die Vogesen, und das zweitkleinste Land auf dem Balkan (nur Kosovo ist noch etwas kleiner). Wer könnte Montenegro auf dem Atlas sofort finden? Ich früher auch nicht. Ist zwischen 5 anderen Balkanländern so ein bisschen eingequetscht. Einst ein stolzes Fürstentum, nach dem 1. Weltkrieg auch mal selbstständig als Königreich, aber dann in Jugoslawien aufgegangen und erst seit 2006 (Fußballweltmeisterschaft in Deutschland) wieder selbständig. Mit gerade mal so viel Einwohner wie Frankfurt. Aber auf eine eigene Währung haben sie verzichtet: Wenn schon nicht in der EU und kein offizielles EURO-Land, so nutzen sie einfach den EURO als Währung. Macht den Preisvergleich und das bezahlen einfach.
Die Landschaft ändert sich naturgemäß an der Grenze nicht, die ganze Gegend hier ist ja gebirgig und bewaldet. Bisserl Ardeche, bisserl Vogesen, vielleicht auch bisserl Spessart. Also Überraschungen gibt es nicht, wenn man aus dem Wald rauskommt oder einen kleinen Pass überwindet und in die Ferne schauen kann. Aber ich bin ja zum Motorradfahren hier, und das geht kaum besser.
Ich hatte ja die Nacht noch in Bosnien-Herzegowina verbracht, und in der Früh, die Wolken hingen noch in den Bergen, ging es auf die andere Seite des Tals zum Grenzübergang. Schnell wurde es schön:

Ich dachte, der Grenzübergang ins nächste Land sei schnell, wer fährt schon hier in den Bergen über die Grenze, aber es hat dann doch eine Stunde gedauert. So hatte ich Zeit, eine alternative Route zu suchen, denn all die Autos vor mir wären ja die nächsten 30 Kilometer auf der engen Straße auch vor mir. Direkt vor der Grenzstation ging eine kleine Straße links ab, aber ich musste erstmal offiziell rein ins Land, dann direkt umdrehen und dem Zöllner am Ausreisehäuschen sagen, dass ich da hinten die kleine Straße lang will. Und so hatte ich etliche wunderschöne Kilometer auf enger aber einsamer Straße Richtung Dumitor Nationalpark.

Erwähnte ich die landschaftlichen Analogien zu mir bekannten Gegenden? Jedenfalls alles sehr schön.

Diese Straße war die „Panorama Route 1“, nicht schlecht getroffen. Sie sollte heute mein ständiger Begleiter sein, wenngleich teilweise unfreiwillig.

Und auch mal ein Selfie vor einer Schlucht:

Und einen zweiten Kaffee unterwegs (hier ist nix mit „Cappuccino“, hier gibt’s türkischen Mokka, auf einem Camping-Gas-Kocher gebraut. Da brauche ich dann doch etwas Zucker):

Gegen Ende, auf der Ostseite des Nationalparks, wurden die Straßen voller, dort ist auch die gesamte touristische Infrastruktur für den Park. Endlose Reihen von Hütten in dieser Zeltdachform, Rafting-Camps eines nach dem anderen.
Dann kam ich zur „Tara“-Schlucht, über die eine beeindruckende Brücke geht:

Die Strecke entlang der Tara erinnert dann wieder an die Ardeche:

Nur haben die es mit dem kleinen „Sackgase-Baustelle“-Schild am Eingang in die Schlucht diesmal ernst gemeint:

Wegen Erdrutsch wird hier die nächsten zwei Jahre gebaut (also seit zwei Jahren wird gebaut, und sollte nächsten Monat fertig sein, aber das sieht überhaupt nicht so aus):

Der Umweg waren rund 100 Kilometer, hier in den Bergen gibt es nicht viele Straßen, aber die einsamen 25 Kilometer bis zur Baustelle und zurück waren wieder Motorradfahren vom Feinsten.
Die (nicht beschilderte) Umleitung war auch „under construction“:

Aber immerhin hieß es, in 1,5 Stunden würde aufgemacht, und da ich als Motorradfahrer mich ganz nach vorne gedrängelt hatte, konnte ich dann (tatsächlich pünktlich) zu einer weiteren wundervollen Strecke starten, wieder ganz ohne Verkehr. Nur Kühe halt:

Insgesamt ein fantastischer Motorrad-Tag, wunderbar ausgebaute Strecken wie das Artal, nur eben nicht 10 Minuten schön, sondern Stunde um Stunde.
Abends bin ich dann kurz vor der albanischen Grenze eingekehrt, damit ich wenigstens eine Nacht in Montenegro habe. Ohnehin bin ich gut in der Zeit, ich werde wohl die eigentlich ausgesparte Bootstour durch die Koman-Schlucht machen, dafür muss man morgens um 09:00 am „Hafen“ sein, und direkt davor gibt es ein Guesthouse. Sollte morgen ein kurzer Tag werden.
Die Tagesstatistik:

Da sind die 1.5 Stunden warten auf die Straßenbau dabei…
Komplett andere Landschaft als bei uns in den Soutpansbergen. Alles so schön grün bei Dir. Schöne Bilder.😀
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