Motorradmuseum Timmelsjoch

An der Mautstation am Timmelsjoch (die, interessant, nur für den Übertritt von Österreich nach Italien gilt. Wer die eine oder die andere Seite nur raufdüst, kann kostenfrei wieder runterfahren) gibt es ein tolles Motorradmusem, das 2021 unglücklicherweise abgebrannt ist und in weniger als einem Jahr neu aufgebaut wurde. Das musste ich dann mal ablichten, sehr interessant.

Hier ein paar Exemplare:

Auch das ist KTM: Der vergleichsweise berühmte Roller „Macky“ von 1959. Und was für eine hübsche Farbe!

KTM kann auch lila: Ein Mofa von 1993

Sehr interessantes Motorkonzept: V3 oder wie soll man das nennen? Aus Frankfreich, 1906, immerhin knapp 1.5 Liter Hubraum, mit bescheidenen 18 PS

Und was für ein Antrieb: Keine Kette, ein Riemen. Fast so wie die Harleys heute alle haben.

Seeeehr viel Platz rund um den Motor: Klasssicher Einzylinder von Puch von 1923, überschaubare 122 ccm und noch bescheidenere 2 PS.

4 Zylinder Reihe längs (!!), deutsche Produktion „Windhoff“ aus Berlin 1929. Immerhin 750 ccm, mit 22 PS. Heutzutage kenne ich nur noch die Triumph Rocket, die drei Zylinder in Reihe stehend verbaut.

Und noch ein „inline four“ Exemplar, aus USA: Modellname „Tornado“ (!!) von 1930, ein Liter Hubraum und doch nur 20 PS.

Eine frühe BMW (R5) mit dem charakteristischen Boxermotor, von 1936 mit einem halben Liter Hubraum und auch nur 24 PS.

Ein 4-Zylinder-Reihe längs aus Dänemark: Die „Nimbus Typ C“ von 1940. 750 ccm und 22 PS. Man beachte die offenen Ventile! Damals schien der Reihenvierer längs ein beliebtes Konzept zu sein.
Gab auch „inline two“: Zweizylinder in Reihe hintereinander von Puch von 1935. Zusammen ein halber Liter Hubraum und 14 PS.

Was für ein Sitz! Nannte sich auch „Touring Motor Cycle“. Wieder 4 Zylinder längs aus 1913, ein Liter Hubraum und 12 PS.

Man beachte den Vorteil der längs eingebauten Motoren: Keine Kette sondern Kardan.

Fast schon wie die Elektromotorräder heute: Nabenmotor. Hier halt ein Sternmotor. Aus Deutschland, 1922, 637 ccm und 12 PS.
Und was für ein Komfort: Da der Motor vorne am Rad ist, ist nun Platz für einen eleganten Sessel, einfacher Durchstieg und ein wahrer Harley-Lenker. Diese Hupe !

Bequeme Sessel gab es auch für Beifahrer. England, 1906, mit 8 PS.

Der Vorläufer der Kette? England, 1919. Zwei Zylinder, 340 ccm, zarte 4 PS. Die wird diese „Pappkette“ wohl aushalten.

Eine „Schüttoff“ aus Deutschland mit toller Detaillösung für die Hitze am Krümmer. Einzylinder mit bemerkenswerter Ventilsteuerung und 15 PS.

Ebenfalls tolle offene Ventilsteuerung einer „Walter“ aus Prag, 1925. Dreiviertel Liter Hubraum in einem V2 bringen 16 PS

Guzzi hat nicht immer V2 längs gebaut, hier ein Einzylinder liegend, von 1924 mit 22 PS. Was für ein Kunstwerk !

Viel später wurde es fetter: Das Wettrüsten haben auch die Italiener angefangen. Der erste 6 Zylinder Motor in einer Benelli „Sei“ (steht für „6“ Zylinder) von 1975, mit erstaunlich mageren 48 PS.

Honda mit der legendären „CBX“ und 6 Zylinder kam „erst“ 1980, hatte dann aber auch 105 PS.

„Nur“ 4 Zylinder (aber aus dem NSU Prinz entliehen) , aber eben „Mammut“: Die Münch mit über einem Liter Hubraum , 1966 aber nur 55 PS. Damals das schwerste Motorrad aus deutscher Produktion (knapp 300 Kilo).

Legendärer Einzylinder von BSA aus dem Jahre 1957. Halber Liter Hubraum, 35 PS. War damals eines der schnellsten Motorräder. Der Name „Goldstar“ wurde errungen: 1937 war ein Vorläufer dieser BSA auf einer Rennstrecke schneller als 100 mph (=160 km/h), dafür gab es einen „Gold Star“ Aufkleber. Dieses Modell wird aktuell wieder aufgelegt, aber naturgemäß nicht von britischer, sondern von indischer Hand.

Boxer können auch andere, und noch vor der Honda Goldwing mit mehr als 2 Zylindern: Eine „flat four“ aus England 1955 und 32 PS aus insgesamt einem halben Liter Hubraum.

Wieder deutsche Produktion: Horex aus Bad Homburg, zwei Zylinder Reihe (wie fast alle Motorräder heute), ein halber Liter Hubraum bringt 30 PS.

Legendär dieses Horex Modell von 1953: Die „Regina“, Einzylinder (und zwei Auslassventile). Wird heute wieder gebaut von einem deutschen Startup, viel Carbon, für irgendwas über 30.000 €.

Dieser „Staubsauger“ ist eine Herkules mit Wankel Motor. Einige Motorradhersteller haben sich an diesem Konzept versucht, alle sind gescheitert. Von dieser Herkules wurden immerhin 1.800 Exemplare verkauft.

Ja, auch solche Custom Bikes sind in dem Museum zu sehen.

Eine Indien aus 2017. Sehr blau.

Ebenfalls sehr blau angeleuchtet: Die Ikone Honda CB750 Four von 1970. Der erste 4 Zylinder quer (in Reihe haben wir ja oben genug sehen), der das Sterben der britischen und den Aufstieg der japanischen Motorradindustrie einläutete.
4 in 4 Auspuff. Schön anzuschauen.

Der Ursprung aller „Cafe Racer“: Eine Norton von 1964. So müssen Cafe Racer aussehen.

Zum Schluss noch ein echtes Reisemotorrad: Auf dieser Puch von 1929 reiste Max Reisch in den fernen Osten und in die arabische Wüste.
Max Reisch nam sich auch dem Problem der Gepäckunterbringung an und veröffentlichte seine Erkenntnisse 1933 in einer Zeitschrift. Damals hieß der „Tankrucksack“ noch „Tankkoffer“.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Andi Andi sagt:

    Horex ist die von Werner?

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  2. Avatar von Joe Joe sagt:

    Wahnsinn, was es für Konzepte im Motorradbau gab und gibt. Sehr schöne und interessante Bilder..

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