Erfolgreich scheitern, Part 2

Die erste Stage. 270 Kilometer, einen Teil sind wir ja am Samstag schon gefahren. Von daher war klar, dass wir den „lite track“ wählen. Strategisch sind wir als fast die letzten gestartet, hier sind erheblich viele Teilnehmer, die hier wirklich für Rallye trainieren, nicht nur die Navigation (die Grundidee der Veranstaltung). Und wenn 400 Leute auf die Strecke gehen (5 Fahrer alle 60 Sekunden), dann würden wir sehr schnell vom hinten aufgerollt werden.

Das Team von „1000ps-tv“ (einer der erfolgreichsten Motorrad-youtube-channels) startet als vorletzte, bunte Mischung an Material haben die dabei (gibt dann immer ein eigenes Testvideo). Spoiler: die kamen erst nachts um 10 an, weil sie zwei havarierte Motorräder bergen mussten, bei der Harley Pan American war die Felge völlig verbogen.

Nach der Umfahrung des Teils, an dem ich am Samtag gescheitert bin , sammelte sich die Gruppe an ebenjener Waldhütte. Erste Probleme: an Markus‘ alter 690, die Sohn Rick fährt, läuft Benzin aus.

Danach fuhr sie erstmal wieder, aber später gab sie komplett den Geist auf und musste von der Bergung aus dem Schotter geholt werden.

Und dann fing es an….

Ein Track, vom dem es heisst, das die Orga sich letztes Jahr nicht getraut haben, ihm ins Programm zu nehmen. Keine Umfahrung.

Es ging insgesamt vielleicht 800 Höhenmeter hinauf, rund 20 Kilometer, eine böse ausgewaschene Steinstrecke. Immer wieder steile Stellen,keine sauberen Spuren, stattdessen dicke Steine,Felstreppen, Serpentinen völlig ausgewaschen, ein Horror. Sowas bin ich noch nie gefahren. Und es hörte nicht auf. Das einzige Rezept: in den Rasten bleiben, und am Gas bleiben. Nicht langsamer werden, auf keinen Fall stehen bleiben. Links und rechts lagen die kleinen und großen Mopeds, manchmal quer in der Spur, oder mitten in der Kurve. Die Michelin Trakker (super Reifen), der Mut der Verzweiflung, und viel Technik. So bin ich die 20 Kilometer eigentlich am Stück hochgeprügelt, das Fahrwerk schlug und das Moped rackerte, nur zwei Zwangspausen, weil ich von der Spur abkam:

Mit sehr viel Mühe konnte ich verhindern, dass es links den Hang hinab ging.

Irgendwann war ich dann fast oben, auf einer Wiese, und scheinbar ab hier nix Schlimmes mehr.

Eine knappe Stunde habe ich hier pausiert, im der Hoffnung, dass irgendjemand aus unserem Team vorbeikommen würde. Aber nix, keine Ahnung wo wer war. Die WhatsApp-Gruppe blieb recht still, klar, jeder hatte was anderes zu tun als aufs Handy zu schauen.

So bin ich dann halt weiter allein den Track lang. Habe bereits vergessen die Hecktasche zu schließen, nach einen halben Kilometer höre ich ein „kloing“ und bei einem Blick zurück sehe ich die Akkupumpe und andere Teile aus meiner Hecktasche. Mist, Tasche leer. Ich zu Fuß zurück und ein paar Sachen aufgesammelt, aber meine Tasche mit dem Geld und den Kreditkarten war weg. Dann kam eine Gruppe Motorradfahrer, und der eine hatte tatsächlich meine Tasche. Den Rest habe ich nicht gesucht, fehlte nur ein erste Hilfe Set und ein Ersatz-Shirt. Egal.

Also weitergefahren, habe aber nicht bemerkt, dass es da oben auf der Hochebene noch einen lite-track gab zur Umfahrung einer Unmöglichkeit. Erst als ich sie sah (ca 250-300 Höhenmeter kerzengerade hoch. Erinnerte mich an die Hausdüne in Merzouga am Erg Chebbie, dort klebten die Motorräder genauso wie Fliegen am Honigband, genauso wie bei diesem Anstieg) war klar, dass ich das nie schaffe.

So haben es die anderen versucht.

Vor dem Anstieg ging es erst in eine Senke, und beim Abstieg über tiefen und losen Schotter wurde ich trotz voll gezogenen Vorderradbremse immer schneller, und als ich hinten mitbremsen wollte, tat sich nix. Hintere Bremse ohne Funktion, das hat mich kurz irritiert und mich rechts in die Büsche/Steine geworfen. Erneut ein Lob auf Schutzkleidung. Jemand half mir beim Aufrichten und deutete auf mein Hinterrad, das sei ja wohl nicht original. Tatsächlich, das verloren geglaubte Shirt hatte sich um die Bremsscheibe und zwischen die Bremsbeläge gewickelt. Kein Wunder, dass da nix bremst. Eine halbe Stunde habe ich geschnitzt, bis das Shirt draussen war (und danach ging auch die Bremse wieder). Dabei schaute ich zu, wie es niemand bis nach oben (da war ein Funkturm) geschafft hat. Da war die Überlegung umzudrehen naheliegend. Aus der Senke raus hat es mich noch zweimal abgeworfen, bis ich endlich draußen war. Erst danach habe ich gemerkt, dass es für diesen Teil eine Umfahrung gab.

Nun, schnellster Weg raus auf die Straße, und heim.

Ich habe mir mit Jürgen eine kräftigende Platte für 2 gegönnt:

Nach dem Essen sind wir hoch ins Camp, Ricks Motorrad (und 4 andere havarierte) Motorräder wurden gerade gebracht.

Im Camp sah ich, dass meine Luftmatratze schon wieder platt war, und mit dem Grad meiner Erschöpfung sank die Motivation, da noch was dran zu tun, also bin ich mit Jürgen wieder runter in sein Hotel (ca 5 Kilometer) und habe mich da eingebucht. Scheiß auf Luftmatratze, scheiß auf 4 Klos für 400 Männer, ein geschundener Körper verdient etwas Pflege.

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Joe Joe sagt:

    Was soll ich sagen?

    Bin gespannt wie es weiter geht

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  2. Avatar von Andi Andi sagt:

    Die Platte für zwei habt ihr euch redlich verdient.

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