Wochenende

Das Wetter sollte nur am Samstag-Vormittag trocken und sonnig sein, und so sind wir gemütlich los und haben (doofe Idee an einem Samstag) eines der toskanischen Highlights angefahren: San Gimignano.

Diese alte „Stadt“ mit den vielen Türmen, die einst nur gebaut wurden, weil man im Hochmittelalter noch keinen fetten Mercedes vors Haus und einen Husqvarna Mähroboter in den Garten stellen konnte um so der Nachbarschaft zu signalisieren, dass man wichtig und reich ist. So haben sich die Angeber damals halt auf sinnlose eckige Türme verlegt (komfortables Wohnen is nich). Immerhin hat es die Angeberei zum UNESCO Weltkulturerbe gebracht.

Voll war es natürlich auch:

Aber ein schöner Einstieg in die Landschaft und die Umgebung.

Auf der Rückfahrt musste ich dann doch ein kleines Regengebiet umfahren, auf dem Navi waren es weiße Straßen, die hier unasphaltiert sind. Aber es hat uns vor einer Dusche bewahrt.

Den Rest des Tages haben wir im Appartement verbracht und alte Filme geschaut. Ist ja Wochenende.

Der Sonntag war schon regnerisch vorhergesagt, also mit dem Auto eine kleine Tour und Weingüter abfahren. War nicht so einfach, eines zu finden, das Sonntags offen hat, ein etwas größeres mit Schloss war nicht so weit entfernt: Das Castello di Brolio.

Hier haust seit knapp 1000 Jahren die Familie „Ricasoli“, und nachdem die Burg nicht mehr belagert und zu Verteidigungszwecken gebraucht wurde, wurde der Weinbau professionalisiert. Schon im 17. Jahrhundert wurden die Weine in die weite Welt exportiert. 1872 hat dann einer der Ricasolis die „Rezeptur“ des Chianti Classico niedergeschrieben und damit eine Marke aufgebaut. Heute wird jeder Weinberg in kleinsten Parzellen individuell bearbeitet (Bodenanalysen, gelesen, verarbeitet) und halt Chianti Classico in verschiedenen Preisstufen verkauft (geht los bei 15 €, für den hätte ich keine 5€ bezahlt, der für 20 € war dann schon wirklich lecker, auch im Vergleich zu dem Super Selezione zu 45 €).

Das Schloss selbst ist (zumindest bei dem Wetter) unspektakulär, die Ricasolis wohnen da auch nicht mehr, sind eher repräsentative Räume, unten im Tal gibt es den Weinkeller und Verkauf, da wird ihnen geholfen. Sehr nett. Die sind ja auch eines der größten (oder das größte, nur behaupten das andere auch von sich) Weingut in der Toskana, aber rund 1.5 Millionen Flaschen sind schon viel.

Von dort aus sind wir eher zufällig im „Castello di Bossi“ gelandet, eines von 6 Weingütern eines anderen wohlhabenden Italieners „Bacci“, der gerne mit seinem Rauhaardackel auf Fotos posiert.

Das Castello liegt recht einsam, und so waren wir die einzigen Gäste, als wir nach einer Weinprobe und etwas zum Knabbern fragten.

Blieb sogar noch Zeit für anderweitige Zerstreuung.

Der Bacci macht mit seinen Weingütern auch 1.5 Millionen Flaschen, ich vermute er kennt auch den Baron von Brolio.

Und natürlich hatten die auch sensationelles Olivenöl. Nach über zwei Stunden dort sind wir mit einer kleinen Kiste abgerollt.

Die Sonne kam raus, gute Weine probiert, sehr lekker geknabbert, der Sonntag war wirklich gut.

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Andreas Andreas sagt:

    Ein schöner Einstieg. Viel Spaß Euch!

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  2. Avatar von Joe Joe sagt:

    „…etwas zu knappere.“ ist leicht untertrieben. Sieht nach einer veritablen Vesperplatte aus. Bin schon gespannt , welche Weine ihr noch entdecken werdet. Wie sind aktuell die Preise?

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    1. Avatar von elchot2011 elchot2011 sagt:

      Die Preise….. nunja, für einen guten Chianti Classico Reserva bekommst du eine Kiste guten Côte du Rhone.

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