Fronkraisch

Die Anfahrt in die Ardeche haben wir in zwei Tagen mit einer lauschigen Tour durch den von mir hochgeschätzten Pfälzer Wald und die Vogesen, von dort über Rue Nationales an Lyon vorbei nach Annonay abgeritten. Rund 900 Kilometer.

Der erste Tag war von viel Sonne beschienen, mit günstigem und guten Mittagessen.

Abends (die letzte halbe Stunde war dann doch Regen) im Süden der Vogesen in einem abenteuerlichen Gite untergekommen.

Der Vermieter des Appartements erzählte uns permanent, die Leute in den „french mountain are strange“ , so oft, dass ich vermute, er meinte in Wahrheit sich selbst (seinen Handtaschenpudel rief er „Lulu“ …). Hinter dem Haus ein Zufluss zur Mosel in dattenbachhaftem Gegurgel, der Fußboden knartzte wie in einem alten Schloss, aber ansonsten top ausgestattet. Nur „Senseo“-Pads werden es nicht mehr für mich, einfach grausam im Geschmack.

Aber dafür haben wir ein exotisches Restaurant mit Speisen aus La Reunion gefunden, sehr sehr lekker.

Der zweite Tag begann mit der Analyse der WetterApp:

Lauter kleine Regengebiete galt es, im Slalom zu umfahren. Das lief auch eine ganze Zeit ganz gut, nur vor Lyon wurde auf Sicht gefahren:

Zwischen diesen beiden „Wolken“ mussten wir durch. Aber wir haben es tatsächlich geschafft, mit nur sehr wenigen Tropfen in Annonay (hinter Lyon) anzukommen.

Das Appartement dort nicht minder spektakulär:

Außen Pfui, aber innen top saniert, 2 Schlafzimmer und netter Wohn-Ess-Bereich.

Ein Traum unterwegs und immer wieder Quell der Freude ist das Tanken:

Das Foto ist nicht aus dem Archiv! Für 1,32 den Liter E10, während er in Deutschland deutlich über 2 Euro kostet, da fängt man an zu rechnen: bei 30 Cent „Tankrabatt“ in Frankreich wäre hier der unrabattierte Preis immer noch ein halber Euro billiger als in Deutschland. Wie geht das? Mögen die BWL-er oder FDP-ler das erklären, ich finde keine Erklärung.

Bei solch langen Tagen auf unterschiedlichen Straßen in verschiedensten Wettersituationen bleibt es nicht aus, das Material und die Ausrüstung zu bewerten. Hier fürs Archiv, falls mal jemand fragt:

  • Motorrad Yamaha XJR1300:
    • Trotz der sportlicheren Haltung im Vergleich zur AfricaTwin sind lange Strecken kein Problem. Hatte ich schwieriger erwartet.
    • Im Regen muss man sich langsam und vorsichtig rantasten, was so geht. Aber im Vertrauen darauf, dass die Reifen wirklich viel können, probiert man dann und wann immer ein bisschen mehr aus. Fazit: das Limit ist wahrscheinlich längst nicht erreicht (aber ich will auch nicht dabei sein, wenn es erreicht wird).
    • Die Investitionen in das Fahrwerk haben sich gelohnt. Absolut fantastisch. Komfortabel einerseits, vertrauenerweckend andererseits. Pepe-Tuning war eine gute Empfehlung.
    • Über den Motor muss ich nicht viele Worte verlieren. 100 NM ab kurz über Standgas und dieser Vierzylinder, das ist eine Ansage und macht einfach nur höllisch Spaß.
  • Ausrüstung:
    • Die regenfeste Goretex Tourenkombi, für kleines Geld bei Polo erstanden (vor 3 Jahren, es gibt sie immer noch, nunmehr noch etwas günstiger) ist tatsächlich regenfest, zumindest für das bisschen Regen, das sie abbekommen hat. Aber ab 27 Grad wird es doch warm drin, ich freu mich auf die trockenen Tage in der Sommer-Kombi.
    • Die regenfesten Handschuhe, einst als günstige Winterhandschuhe gekauft, sind nicht nur die besten warmen Handschuhe, die ich habe, sondern tatsächlich regenfest. Aber ab 27 Grad wird es doch warm drin….
    • Ich liebe meine Daytona Stiefel. Nicht nur, dass sie regenfest sind, sondern auch bequem, nie kalt, fast nie zu warm. Aber ich freu mich, die nächsten warmen Tage die neuen Sommerschuhe tragen zu können…
    • Visier: da hatte ich den Testsieger für „Abperleffekt-bei-Regen“ gekauft und die Tage vorher damit mein fast neues Visier bearbeitet. Aber hier im echten Regen: Effekt tendiert gegen Null. Da ich auch noch das Pinlock rausgekommen hatte (verschlechtert ja nur die Sicht und im Sommer eigentlich unnötig), beschlug das Visier von innen, zur Lüftung ließ ich einen Spalt offen, durch den Regen auf die Brille kam, so dass ich am Ende durch drei Wasserschichten blickte. Was gegen die äußerste geholfen hätte wäre diese tolle Visier-Wisch-Lippe, die teure Handschuhe am Zeigefinger haben. Aber, siehe oben: meine regenfeste Handschuhe sind günstig…
    • Regenkombi: ich bin ja seit Kroatien auf Zweiteilig (Jacke und Hose getrennt) mit Membran (Feuchtigkeit innen geht raus, Feuchtigkeit außen bleibt draußen) umgestiegen. Die Regenjacke hatte ich ab und zu an, das innere Klima war hervorragend. Der Kollege „Space Cowboy“ hatte einen dieser günstigen Müllsack-Jacken an, und hat geschimpft wie ein Rohrspatz, weil er so schwitzte. Also: auch bei Regenkombi auf Membran bestehen.
  • Technik
    • Garmin GPSmap 276cx: wenn es funktioniert ist es Klasse. Aber man muss selber auf die Idee kommen, dass es mit 60.000 kurz vor Abreise aufgespielten POIs (feste Blitzer europaweit…) Performanceprobleme gibt. Nicht mehr 3 Sekunden Bildschirmaufbau beim Zoom, sondern 30 oder 90…. Nach Löschen der POIs ging es wieder.
    • WetterApp: Die in Deutschland beste WetterApp „WarnWetter“ vom deutschen Wetterdienst versagt im Ausland völlig: Grob wie die Tagesschau Wetterkarte aus den 80-ern, treffsicher wie Bauernregeln. Immer dran denken: beim Grenzübergang die App wechseln (entweder wetteronline, oder meteoblue). Wir sind die Regenwolken mit „wetteronline“ umfahren, das hat recht gut geklappt (leider nicht ganz so exakt wie „warnwetter“ in Deutschland, aber recht treffsicher).

Soviel für die ersten zwei Tage.

Für die Statistik: die beiden Tage Anfahrt.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Andreas Andreas sagt:

    Da bleibt mir nur euch eine genussvolle Reise wünschen.

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  2. Avatar von Space Cowboy Space Cowboy sagt:

    Der Space Cowboy hat gar nicht geschimpft wie ein Rohrspatz, sondern stoisch sein selbstgewähltes Schicksal ertragen.

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