Cap Corse

Wir hatten uns also gestern Abend auf den Rundkurs in den Norden geeinigt.

Mit 360 Kilometer nicht die kürzeste Tour, aber ein paar Abkürzungsmöglichkeiten baue ich ja gerne ein.

In der Früh ging es Richtung Bastia, vorher an einer legendären Brücke vorbei:

Hier verlor die korsische Unabhängigkeitsbewegung am 8. Mai 1769 eine entscheidende Schlacht gegen die Franzosen. Seitdem gärt die Suche nach Unabhängigkeit aber weiter vor sich hin und ist noch nicht vergessen.

Als die Rushhour überhand nahm, sind wir 20 Kilometer vor Bastia links in die Berge und haben die Stadt umfahren, konnten aber von oben unsere Fähre von oben sehen:

Ne ganze Weile haben wir die Schiffe noch gesehen, während wir an der Ostseite des „Nordfingers“ entlang cruisted. Und was für eine Strecke. Bisschen wie am Comer See: kaum direkt am Wasser, die letzten Meter bis zum Ufer waren von feinen Sommervillen belegt, traumhaft kurvig (nur keine Wohnmobile, ging alles sehr zügig), und ein schöner Blick aufs Wasser (nur etwas weiter: bis zum Horizont).

In so lauschiger Umgebung haben wir dann Mittag gemacht:

Hier haben wir die obligatorische „korsische Wurst/Käse-Platte“ verspeist, innen gab es noch mehr lokale Spezialitäten.

Als gute Touristen haben wir einen lokale Käse, Olivenpaste (die gerade aufs Baguette geschmiert wird, während ich das schreibe) und Honig gekauft.

Der Hufschmied musste dann noch seine inkontinente Katze trockenlegen: die Spritleitung der Tiger neigt zum abspringen und suppt dann die Gasse voll (statt den Vergaser), aber ein Knäul Alufolie soll Abhilfe schaffen:

Hat es auch bis zum Abend.

Dann ging es über sehr kleine Straßen zum nördlichsten Punkt Korsikas, ein eher belangloser Strand mit Blick auf eine kleine Insel, und einem Café. Mehr war da nicht zu sehen.

Drum weiter auf die Westseite, die echt traumhaft (für Motorradfahrer) zu befahren ist.

Auf dieser Strecke konnte ich meine Kurventechnik noch etwas verbessern, da Paul der Hufschmied vorweg fuhr und eine Pace vorlegte, die mir das Messer zwischen die Zähne zwang, aber dann lief es echt flüssig. Das sind (unter anderem) die Momente, an denen ich die KTM echt mag: Schräglage ohne Angst, irgendwo aufzusetzen, und ein flotter Zug aus der Kurve (Raptor eben).

Bei „Nonza“ eine weitere Pause eingelegt, da gibt es einen von den hundert Wachtürmen zu sehen, mit denen die Küste vor „Fressfeinden“ abgesucht wurde. Der in Nonza ist aber von Pasquale Paoli himself 1760 in Auftrag gegeben worden (auf den Trümmern eines vorhandenen Turms).

Kurz vor Corte gab es noch eine kleine Bergwertung hin zum Kloster Saint François de Caccia, eine Ruine, die eine Besonderheit aufweist: der umliegende Friedhof wurde IN das verfallene Kirchengebäude erweitert:

Das Kloster war mal einst eines der imposantesten Klostergemäuer in Europa, wurde aber in den Wirren der Kriege mit Frankreich zerstört und verlassen, bis 1824 die Stadt beschloss, das Gelände für einen Friedhof zu nutzen und, als der dann zu klein wurde, eben auch die „Innenräume“.

Wir trafen dort noch einen Schäfer, der uns erzählte, dass auch hier an diesem Kloster eine Schlacht von (nawemwohl) Pasquale Paoli geschlagen wurde und wir unbedingt sein Geburtshaus besuchen müssten. Und da wurden seine Augen groß, als ich ihm versichern konnte, dass wir da gestern waren! (Ok, davor und nicht darin, aber dieses Detail war mir zu kompliziert zu übersetzen).

Zurück in Corte dann ein „Stiefelbier“ in einer sehr lokalen Kneipe direkt an der Straße.

Illustre Umgebung:

Und so endete der erste volle Tag nach 330 Kilometer und reichlich Pausen:

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Andreas Andreas sagt:

    Das sind Supermotive auf deinen Fotos. Hut ab. Da bekommt man zudem richtig Lust auf Meer.

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    1. Avatar von Joe Joe sagt:

      Ich verstehe nicht das Gedöns dieser mediterranen Volksstämme zum Thema Unabhängigkeit. Immerhin hat doch einer der Ihren, kurz nach ihrem gescheiterten Freiheitshelden, das höchste Staatsamt der Besatzer errungen. Kaiser Napoleon, geboren auf Korsika.

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      1. Avatar von elchot2011 elchot2011 sagt:

        Die Korsen sind aber garnicht so gut auf ihn zu sprechen, als er nach Elba gegangen wurde sollen viele geklatscht haben. Und dass die Korsen nun französisch sind ist auch eher Zufall, und wenn deine Regierung auf deiner Insel Atombomben-Tests machen will, dann kann da die Loyalität zur Regierung schwinden. So ein klitzekleines bisschen kann ich die Korsen verstehen.

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