Hänger Seepferdchen

Die Fahrt an den Lago Maggiore sollte eigentlich unspektakulär verlaufen, lockere 7 Stunden über Autobahnen verschiedener Länder. Ok, pro Land war zuvor zu googeln, wie schnell mit Hänger gefahren werden darf (Notiz: der passenden europäischen Kommission mal vorschlagen, neben einheitlicher Bananenkrümmung auch einheitliche Höchstgeschwindigkeiten für Gespanne auf europäischen Autobahnen durchzusetzen).

Erste Sonderprüfung nach Würzburg auf der Bahn nach Ulm: hektisches Kramen in der Handtasche auf dem Beifahrersitz, Stöhnen („das kann doch nicht wahr sein“), verzweifelte Blicke: das Asthma-Spray liegt in Aschaffenburg in der „anderen“ Handtasche. „Ne, geht schon“. Quatsch. Sicher ist sicher. Nächste Ausfahrt, ein kleiner Autohof, Hänger rückwärts nahezu perfekt eingeparkt. Da schoss ein hutzeliger Gnom heran “ Habbe se des Schild net gesehe?“ Klar, das Schild, dass Auto plus Hänger hier nicht geparkt werden darf. Aber ich wollte ja nur den Hänger hier kurz abstellen und mit Vollgas wieder zurück nach Aschaffenburg. „Des geht net“ sprach der Gnom. „Hier derfe se nur eene Stunde parken, mehr koscht 10 Euro“. Bitte? Für eine weitere Stunde 10 Euro? “ Desch isch hier so“. Das erinnerte mich stark an eine ehemalige Gesundheitsministerin, die auf die Frage, warum Cannabis illegal sei, antwortete „weil es verboten ist“. (Gut, dieses Thema ist ja gottlob bald Geschichte).

Also: Sonderprüfung „Mit dem Chef sprechen“. War dann eine Chefin. “ Klar können Sie den Hänger hier kurz stehen lassen, 2 Stunden ist in Ordnung. Mein Mitarbeiter hier…“ kurzer Blick zum Gnom „…passt solange auf“.

Zweite Sonderprüfung: in 120 Minuten nach Aschaffenburg, Asthma-Spray holen, und zurück. Mit Boxenstop (Tanken in Formel 1 Zeit).

Dritte Sonderprüfung: Bloß nicht merken, notieren, markieren, WO dieser Autohof war (an der Autobahn gibt’s an nahezu jeder Ausfahrt einen).

Eine Vollsperrung auf der Rückfahrt drohte den guten Schnitt zunichte zu machen, aber kurz davor kam die Erinnerung an die Ausfahrt. Also nach 117 Minuten waren wir wieder am Hänger. Fotofinish.

Puuuh.

Dann belangloses Dahingleiten mit 120 über deutschen Asphalt, in Österreich ordnungsgemäß eine Vignette erworben (und nachgetankt, dort fast ein Vergnügen), um festzustellen, dass Google Maps kurz danach die Überfahrt in die Schweiz vorschlägt (bis zu dieser Ausfahrt wäre es auch ohne Vignette gegangen). Nun gut. Dann über den San Bernadino nach Italien. Schöne Strecke, wenig los, für Hänger-Fahrten ein wenig zu kurvig.

Und irgendwo am Anfang des Lago Maggiore dann die Grenze zu Italien. Die Strecke auf der Westseite war wie Rupbachtal, nur 30 Kilometer lang, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit könnte ich nicht erreichen (bzw. habe es mich nicht getraut). Irgendwann ging es rechts in die Berge, Google Maps hatte wohl den „Motorrad-Kurvenmodus“ vermutet. Eng und enger wurden die Gassen, Serpentinen in kleinsten Dörfern aber mit Feierabendverkehr, aber zurücksetzen? Ich mit dem Hänger? Niemals. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Die anderen haben das eingesehen.

Und so hab ich mir das Hänger-Seepferdchen-Abzeichen echt verdient, als wir um halb sechs dann am Hotel ankamen. Zum Glück hatte ich einen Parkplatz für das Auto und den Hänger reserviert, und alles ward gut.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Avatar von Andreas Andreas sagt:

    Das Gläschen habt ihr euch wirklich verdient. Kommt gut durch die Nacht 😊

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  2. Avatar von Joe Joe sagt:

    Gab es da nicht mal ein Projekt „Highway Parking“ 😄. Wollten die Autohöfe nicht und sind jetzt selber am abkassieren.

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