Westlichester Wendepunkt der Tour ist San Sebastian. Geht ja nicht, irgendwo im Sommer Urlaub machen und nicht am Meer gewesen zu sein.

Da die geplante Tour über Frankreich lief, das Wetter dort aber bislang 15 Grad kühler war als in Spanien, haben wir den sonderbaren Algorithmus von TomTom genutzt, der uns dann auf rund 350 Kilometer durch die Berge (und auch ein Stück nach Frankreich) geführt hat. Diesmal aber in den „Vermeidungen“ die richtigen Haken gesetzt (bei „unbefestigte Wege“ ).




Es muss irgendein Feiertag gewesen sein, in manchen Dörfern waren Märkte, Restaurants am Wegesrand waren voll, einmal sind wir auf einem Wirtschaftsweg fast durch den Grill gefahren. Hab aber leider nicht rausbekommen, was da diesen Auflauf verursacht hat.
Zumindest könnte es erklären, warum wir in San Sebastian kein Hotel zu einem auch nur im Ansatz vernünftigen Preis bekommen haben. Booking.com hat 1 von 785 Hotels ausgeworfen, das war im Studentenwohnheim. Alles andere unbezahlbar (ab 250 Euro pro Nase).
Das führte uns dann in eine kleine Stadt 15 Minuten vor San Sebastian in ein Industriegebiet, dort wurde in ein Fabrikgebäude ein Hotel gezimmert. Umgebung lausig (echt abgerockt), aber dafür mit dem Lastenaufzug das Motorrad an die Rezeption.

Mit dem Bus ans Meer,



…in einer kleinen Tapas Bar im Zentrum 3 Stunden einen der wenigen Tische belegt,

…und am späten Abend im Hotel noch eine Runde Tischfussball gespielt (mit leicht geschwächter Feinmotorik).

Von hier aus geht es mit einem Zwischenstopp in Lourdes wieder zurück.
San Sebastian oder wie die Basken sagen Donostia ist meine Lieblingsstadt in Spanien.Da mein Schwager aus León kommt, war San Sebastian immer die die erste Station in Spanien auf unsern vielen Reisen in den spanischen Norden. Da die Atlantikküste das traditionelle Urlaubsgebiet der Spanier ist, hat San Sebastian mit dem Charme eines alten Seebads immer schon viel zu bieten. Die alten herrschaftlichen Häuser an der „Playa de Concha“ dem halbrunden Sandstrand fast direkt im Zentrum, der Fischereihafen, der immer für frischen Nachschub sorgt, an allem was der Atlantik zum Essen anbietet. Die Tapas Bars, ich glaube nirgendwo in Spanien gibt es so leckere und vielfältige Tapas wie in San Sebastian. Überhaupt das Essen, die Basken sind Feinschmecker, und es gibt in der Stadt viel Kochklubs deren Mitglieder ausschließlich Männer sind, die ihrer Leidenschaft in regelmäßigen Abständen nachgehen. Dementsprechend hoch ist auch die Anzahl der Sternerestaurants.
Ich glaube die vielen positiven Aspekte führen zu dem hohen Preisgefüge, welches ich auch bedaure. So haben wir noch 1999 im luxuriösen Hotel de Londres y de Inglaterra für bezahlbares Geld wohnen können, was zwischenzeitlich sehr teuer geworden ist.
Doch wo Licht ist sind meist auch Schatten. So waren meine Sympathien in den 70er Jahren noch bei der ETA. Klar General Franco war abzulehnen und man glaubte noch, dass die ETA gegen die Diktatur für die Demokratie kämpfte. Zu welcher Mörderbande die ETA dann aber in den 80er Jahren herangewachsen ist lässt sich sehr gut in dem Roman „Patria“ von Fernando Aramburus nachlesen. Dieser Roman beschreibt den Hass, der Freundschaften und Familien zerstört hat und am Ende nur Opfer hinterlässt.
Meine Empfehlung für einen kühlen Herbstabend, wenn das Motorrad für den Winterschlaf vorbereitet ist, der virtuelle Kamin knistert und der Islay im Tumbler glitzert..
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/fernando-aramburus-roman-ueber-eta-terrorismus-15403757.html
Übrigens, das Ziel der Reise1976 mit der Yamaha RD350 war San Sebastian. Wir hatten dort sehr viel Spaß und unternahmen auch einen zweitägigen Ausflug zur Fiesta San Fermin in Pamplona. Bekannt aus dem Buch von Ernest Hemingway „Fiesta“. Dieses Fest, mit den vielen Bands, die Tag und bei der Nacht durch die Stadt und die Bars zogen und dabei landestypische Musik machten, sowie das morgendlichen Stiertreiben durch die abgesperrte Altstadt hat bei uns, damals jungen Menschen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach zwei Tagen und Nächten ohne Schlaf zogen wir uns wieder an die „ruhigere“ Atlantikküste zurück.
LikeLike