Slalom

In der Früh stand das Auto immer noch vor der Garage, das Rausfahren erwies sich als nicht so einfach wie gestern das Reingefummel. Aber ein kräftiger Mann vom Hotel half mir, Tornado ein bisschen umzuheben, und so kam ich vorbei. Der Fahrer des Fahrzeugs schliefe noch, so der Mann. Aha, also doch ein Hotelgast. Gestern hieß es noch, der sei nicht im Hotel. Nun denn, ich bin rausgekommen und die letzten Meter durch Bosnien gefahren. Da es Bosnien mir ein wenig schwer getan hat mit der Zuverlässigkeit der Straßen, bin ich etwas früher nach Kroatien abgebogen als geplant. Die Grenze war wieder eine EU-Außengrenze, und so zog sich der Grenzübertritt etwas hin.

Ich mach es ja auch: An einer Baustellenampel mit dem Motorrad nach vorne fahren, frisst niemanden Brot weg, man ist schnell weg, keiner hat gelitten. Aber als nach einer halben Stunde Wartezeit an der Grenze drei fette BMW-Motorradfahrer aus Slowenien (also die BMWs waren fett, die Fahrer auch) von links vorbeischossen und sich vor mir reindrängelten, da fand ich das schon frech. Ein Autofahrer aus der Warteschlange hat auch gleich eine schimpfende Diskussion angefangen, kann ich verstehen. Denn an der Grenze ist der Motorradfahrer keine Sekunde schneller durch, eher nicht: Handschuhe aus, Papiere aus irgendeiner Ecke vom Tankrucksack fummeln, alles wieder zurück, Handschuhe an, weiterfahren. Was soll ich sagen: Das schlechte Image, das BMW-SUV-Fahrer auf der Autobahn und vor dem Kindergarten pflegen, hegen BMW-Motorradfahrern auch (oder kauft man diese eingebaute Vorfahrt bei den horrenden Preisen gleich mit?) Noch ein Grund, niemals GS zu fahren. Da willste nicht dazugehören.

In Kroatien wählte ich kleine Straßen, das war ein Gedicht. Zwar etwas eng, aber schön zu fahren und recht einsam. Der Regen letzte Nacht schien heftig gewesen zu sein, der die Straße begleitende Fluss war schlammig-braun und deutlich über die Ufer getreten. An einer Stelle wurden die umgestürzten Bäume der Nacht weggearbeitet:

Ok, die Straße war 10 Kilometer vorher gesperrt, aber man versucht es ja mal… Der Baggerfahrer hat dann auch gleich Platz gemacht.

Schneller als gedacht war ich in Slowenien, und die Wolken links und rechts versprachen Regen. Harald stimmte mir zu. An einer Tankstelle nahm ich einen weiteren Kaffee, plante die Route und beobachtete das Straßenleben. Gegenüber wurde ein Schwein am Grill vorbereitet:

Auch in Kroatien wechseln sich verlassene Bauten mit der Modernität:

Rechts Werbeplakat für neue Appartements

So fuhr ich nach Wetterlage und umkurvte die Regengebiete im Slalom durch die slowenischen Berge. Ab Ljubljana 40 Kilometer Luftlinie habe ich 150 Kilometer Straße gemacht. Aber was für 150 Kilometer: Traumhafte Bergetappen, Motorradfahren vom Allerfeinsten. Und hier in Slowenien wissen die Autofahrer, dass ein Auto nicht nur in der Theorie schneller um die Kurve fahren kann als ein Motorrad. Sondern auch in der Praxis. Zwar haben slowenische Rallyefahrer international noch keine großen Preise gewonnen, aber zumindest wird hier fleißig geübt. Denen hinterher zu kommen ist schon anstrengend, denen davon zu kommen ist echt mühsam.

Das Wetter blieb trocken, der Regen war nach Osten weitergezogen.

Und so konnte ich auch ein wenig slowenische Sprache üben: Eindeutige Piktogramme mit fremdsprachiger Erklärung geben da Hilfe:

Nevaren cestni odsek“ heißt „Beim Absteigen den Seitenständer ausklappen!“:

Es ging durch Berge und Wälder:

Eine Bauruine, wie man sie in Deutschland öfter sieht (Brücke ohne Anschluss), aber so alt?

Der Slalom um die Regenwolken auf dem Navi:

Kurz vor der Grenze zu Österreich habe ich angehalten, für diese Traumstrecken wollte ich Slowenien ein paar Euro lassen. Außerdem wollte ich nicht schon wieder über 400 km Tagesetappe abliefern:

Am Straßenrand eine Pizzeria, „Bikers welcome“, und Zimmer. Ja, ist noch was frei. 75€. Wie bitte? Na gut, letztes Angebot: 55€. Ok, nehme ich. Auf der Homepage sehe ich, dass die zu dieser Zeit 99€ nehmen wollen. Boah, was Preise. Und dann eine Pizza für 15€:

Selbst eine Margarita soll 12,50 € kosten. Das sind ja Preise, die man in Frankfurt nicht erzielen kann. Der Kellner meinte, das sei halt hier eine touristische Gegend. Ich blicke mich um: Ein kleines Kaff, ok zwei Straßen treffen sich hier, um die Ecke ein Nationalpark. Aber keine Pizza unter 10€? Sehr ambitioniert. Ich erinnere mich an einen Hotelier in Slowenien (Karawanken-Lodge, dort starteten wir einst den TET-Slowenien), der meinte, dass die Preise in Slowenien die in Österreich mittlerweile übertreffen. Nun, wenn es bezahlt wird… Ich wollte dem Land ja für die tolle Bergetappe etwas Geld da lassen, nun ist es mehr geworden als gedacht. Egal.

Morgen ist der letzte Stint, möglicherweise trocken, übermorgen soll es vermehrt regnen. Deshalb morgen viel Autobahn. Die eVignette für Österreich habe ich online gekauft (wenngleich beim ADAC mit Hindernissen), dann brummen wir morgen da mal durch.

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