Bin gestern zeitig schlafen gegangen, die 2. Band spielte auf (gut gecoverte Deep Purple Songs), und nach ein paar Rotwein mit Vladimir bin ich ins Zelt. Mit den Mega-Ohrstöpsel bin ich tatsächlich schnell eingeschlafen. Früh morgens wurde es recht frisch und ich musste mir im Schlafsack noch den Hoodie überziehen. Und habe echt bis 8 Uhr gepennt. All mein Camping Equipment hat sich mal wieder bewährt („what a big house“ sagte Vladimir zu meinem Zelt).
Vladimir schlief lange, auch als ich mein Zelt abgebaut hatte und einen ersten Kaffee beim Catering erwarb (endlich konnte ich meinen 100 Lewa-Schein wechseln, sind ca. 50 Euro), schlief er noch. So bin ich gegen halb zehn los, nicht ohne vorher das Touri-Foto zu machen: der Campground liegt direkt auf der Wiese vor einem namhaften Kloster,

mit Blick über die Berge.

Bin dann den Schipka-Pass nochmal hoch, weil a) Vladimir auf der Hinfahrt seeeeehr gemütlich unterwegs war, und b) ich in Erinnerung hatte, dass es da oben Gastronomie gibt, und ich ja noch meine Morgentoilette machen musste…. Hat alles geklappt, plus einen guten Kaffee, und dann ging es wieder zurück streng Richtung Norden zur rumänischen Grenze.
Auf dem Weg lag „Veliko Tanorvo“, eine bei einheimischen Touristen beliebte Kleinstadt. Viele Geschäfte, viele Leute, und an einem Platz spielte eine lokale Kapelle hiesige Weisen, mit spontanen Tanz der Zuhörer:


Auch der Nachwuchs musste ran:

Die Landschaft wurde weiter, die Straße voller, und laut Garmin gab es neben dem geplanten Grenzübergang über die Donau in „Ruse“ noch eine Fähre etwas westlich in „Svishtov“. Also habe ich kleinere Straßen gewählt und bin über schnelle einsame Straßen dort angekommen. Die Suche nach der Fähre war schwierig, ich dachte an sowas wie die Rheinfähre bei Boppard, aber in einem Industriehafen wurde mir am Ticketschalter erklärt, dass die eine Fähre vor einer halben Stunde weg ist, und die nächste in 4 Stunden geht. Nix Rheinfähre, eher Reinfall.
Also mit Schwung doch nach „Ruse“ gedüst, und das erste Mal an diesem Tag Glück gehabt: die Brücke über die Donau ist einspurig wegen Bauarbeiten, und daher Blockabfertigung. Das merkte ich erst auf der anderen Seite, da staute sich der Verkehr einige Kilometer. Da bin ich gerade durch so ein Öffnungsfenster auf meiner Seite durchgerutscht. Um Bukarest großräumig zu umfahren, bin ich, immer noch in landwirtschaftlich genutzter Ebene, über kleine (und auf dieser Seite deutlich schlechteren) Straßen nach Norden, bis sich eine Autobahn anbot. Und der kurze Stau dort war ein „Gaffer-Stau“, auf der anderen Seite Vollsperrung wegen Unfall und bestimmt 10 Kilometer Stau. Bei der Hitze in so einem Stau wäre ich durchgedreht. 2. Mal Glück gehabt.
Die Autobahn ging auch noch weiter als meine Karte sagte (war niegelnagelneu), im frühabendlichen Dunst erschienen endlich die Berge, und so konnte ich bis zum Einstieg in die Transfagarasan fahren, die legendäre Karpaten-Überquerung. Ich buchte ein letztes Zimmer in einem „Hotel“ am Fuße des Aufstiegs, war mehr ein Campingplatz mit Hütten. Und nur ein paar Kilometer vor dem Hotel: Stau. Alle Autos stehen, die Leute laufen rum, offensichtlich Vollsperrung. Nun, ich im 2. Gang langsam an der Schlange vorbei, bis zu den Polizisten, die die Straße absperrten. Der erste Polizist bedeutete mir recht unwirsch, dass ich umdrehen sollte, dem anderen zeigte ich auf Google Maps mein Ziel: noch 130 Meter bis zum Campingplatz, da vorne ist das Schild! Er ließ mich fahren, und ich erfuhr, dass heute ein internationaler Ironman Wettbewerb hier stattfindet und gleich die Radfahrer den Berg runterkommen.
Sollen sie, dachte ich, und bezog meine Hütte:

Abends im einzigen Restaurant in der Nähe meiner Herberge empfahl mir der junge Kellner einen sehr schmackhaften Rotwein. Ok, die Flasche für 20 € (gab auch welche für die Hälfte), aber wenn er lekker ist… und was soll ich sagen: Vera, liebe Vera, wieso hast du mir verschwiegen, dass Moldawien so eine erfolgreiche Weinregion ist? Die meisten internationalen Auszeichnung von allen Balkan- und osteuropäischen Ländern, relevanter Wirtschaftsfaktor, und sehr sehr lekker.

Den Rest werde ich mitnehmen, das war eine echte Entdeckung und wird mich die nächsten Tage erfreuen.
An der Tagesstatistik ist abzulesen, dass es heute viel geradeaus ging:

Morgen dann in aller Frühe über die Karpaten. Und bei Bärensichtung: nicht absteigen, mit etwas Geschick während der Fahrt ein Foto machen, es gab schon andere Motorradtouristen, die Bärenmama für Bärenkind in mundgerechte Häppchen zerteilt hat. Einfach mal „famous last selfie Transfăgărășan bear“ bei Google eingeben…