Auf des Kaisers Wegen

Meine einsame Unterkunft in den albanischen Bergen beinhaltete noch ein Abendessen für 10 € (ohne vorherige Auswahl, es gab was es gab), und es wurde aufgefahren:

Die Pommes links waren labbrig und ungesalzen, die Suppe in der Mitte sehr sehr schmackhaft, das Stück Fleisch beim Reis etwas zäh, oben rechts das Ding mit Blätterteig sehr lecker (habe es mit eigenem Aivar etwas verfeinert), der frische Tomatensalat rechts sehr sehr frisch (mit etwas eigenem Olivenöl und eigenem Pfeffer noch schmackhafter gemacht). Der Rotwein oben links war der 2. Versuch, der 1. Rotwein war ungenießbar, aber der hier war absolut ok. Pappsatt bin ich dann früh ins Bett (war ganz allein im Guesthouse).

Am Morgen hing noch, wie auch in den letzten Tagen, der Morgennebel in den Bergen und Tälern, sehr schön anzuschauen, und die letzten 50 Kilometer zur Grenze nach Nord-Mazedonien waren wieder ein Genuss.

Immer wieder schwierig, einen Vordergrund für so Landschaftsaufnahmen zu finden

An der Grenze völlig routiniert meine Papier rausgeholt, und gestutzt, als der Zöllner eine Frage stellte, die ich noch nicht gehört hatte:

„Green Card!“

Hä? Will ich hier arbeiten? Ich schaute doof.

„Green Card!“ sagte er erneut, und deutete auf das Motorrad.

Mist. Er meint die ehedem „grüne Versicherungskarte“ genannte Bestätigung, dass das Motorrad versichert ist. Ich bin sicher, das stand auf meiner Reise-Checkliste, für Marokko habe ich das Ding immer ausgedruckt dabei. Doch nun…

Ich durchsuche die Cloud (Internet ist schon was Feines) und finde nur die Versicherungsbestätigung der KTM vom letzten Jahr und zeige sie ihm. Dass das Kennzeichen nicht stimmt hat er nicht gemerkt, aber das Gültigkeitsdatum: 31.12.2024.

„Not valid“.

Ein leichter Hauch von Panik und Ärger. Aber Internet sei Dank. Mich bei meiner Versicherung online eingelogged, den Vertrag für Tornado rausgesucht, und auf den Button „Internationale Versicherungsbestätigung“ gedrückt.

„Vielen Dank, in wenigen Minuten finden Sie das Dokument in ihrem Postfach“.

Da war es dann auch, und freudig habe ich es dem Zöllner auf dem Handy gezeigt.

„Ok, go“.

So ging es also nach Nord-Mazedonien.

Ich habe ja ein bisschen Mitleid mit dem Land, dass erst seit 5 Jahren einen eigenen Namen tragen darf, davor lief es nur unter der Rubrik „formerly known as“ („Ehemalige jugoslawische Teilrepublik Mazedonien“). Die Griechen haben sich Jahrzehntelang quer gestellt, da es ja auch die Region „Makedonien“ in Griechenland gibt, und einer der berühmtesten Männer der Welt (und erst Recht Griechenlands) eben aus „Makedonien“ kommt: Alexander, der Große (legendär Colin Farell 2004). Und da sein Grab bis heute nicht gefunden ist, ist zumindest sein Geburtsort in Makedonien eine Wallfahrtsstätte. Jedenfalls hat sich Griechenland irgendwann unter erheblichen Druck der EU darauf herabgelassen, dass sich dieser Landstrich „Nord-Mazedonien“ nennen darf.

Die Straße auf dieser Seite der Grenze war noch schöner, toller Rhythmus, sehr wenig Verkehr. Ich hatte eine zügige Querung nach Osten geplant, aber dass es so zügig ging hatte ich nicht erwartet. Toll ausgebaute Bundesstraßen, ein wenig durch die Berge aber nicht zu viel. Aber im südlichen Nord-Mazedonien (klingt wie Ost-Westfalen…) wird Wein angebaut und offensichtlich zu dieser Zeit geerntet, endlose Trekker schleppten hölzerne Anhänger voll mit Trauben über die Straße. Und ich meine nicht die Viertelmillion-Euro-Monster-Traktoren, die bei uns mit 60 Sachen über die Landstraße knallen, sondern eher so Museumsstücke, die mit Mühe Schrittgeschwindigkeit erreichen, und auch mal hinter einer Kurve liegenbleiben, während die Trauben unter ihrem Eigengewicht ihren Saft durch die Ritzen der klapprigen Anhänger in einen glitschigen See auströpfeln. Aber ging trotzdem ganz flott. Da ich nirgends eine Wechselstube fand, habe ich an einer Tankstelle mal getankt und einen Kaffee getrunken und mit Kreditkarte bezahlt.

Das hier aber wollte ich meinem Tornado nicht zumuten:

An einer Stelle verwirrte mich das Navi: Erst war da eine Autobahn, die das Navi nicht kannte, und dann fand ich die Straße nicht, die nördlich des Flusses Vardar lang ging, stattdessen landete ich südlich direkt neben einer Eisenbahnlinie auf einer kleinen Straße, bis ich vor einem Naturtunnel

anhalten musste, denn rechts im Fels sah ich diese Inschrift:

Oha. Der letzte deutsche Kaiser war hier? Bzw. seine Soldaten? Und die haben DIESE Straße gebaut? Nun, im 1. Weltkrieg ging es ja überall in Europa ein wenig durcheinander, Fronten hier und da, alles in Aufruhr, und gerade auf dem Balkan.

Die Straße mündete in einen gut geschotterten Weg, laut Navi noch 15 Kilometer, bis eine Brücke über den Fluss auf die geplante Straße ging. Ab und zu waren unter dem Schotter kleine weiße Steine zu sehen, bis ich begriff: Das ist das alte originale Kopfsteinpflaster! War schon irgendwie komisch, auf so einer Straße unterwegs zu sein. Die Strecke bis zur Brücke gestalteten sich als problemlos, und dann war ich auf der „richtigen“ Seite und es ging weiterhin sehr flott übers Land.

So bin ich dann in Bulgarien gelandet, an einem touristischen Spot, den ich morgen besuchen werde: Hier sind die Berge aus „Sand“, und sie sehen schon merkwürdig aus:

Blick aus dem Hotel

War ein langer Tag, aber ging ja auch flott voran:

Hinterlasse einen Kommentar