Heute früh ging es dann auf die Fähre über den bei Touristen sehr beliebten Koman-Stausee. Es ist nicht nur eine schöne Fahrt über den langen See durch die Berge, der See ist auch der größte Stausee in Albanien und versorgt ca. 70 % der albanischen Haushalte mit Strom.
Die Zufahrt zum „Hafen“ ist legendär: es geht durch einen 400 Meter langen Naturstein-Tunnel, der direkt an der Anlagestelle der Fähren endet. Kostet 2€ Tunnelgebühr. Und wo kann ich 20€ Schmerzensgeld für die 40 Kilometer Anfahrt gestern beantragen…?
Es empfiehlt sich, zeitig da zu sein, da sich der Verkehr im Tunnel staut, und so war ich der Erste auf der Fähre.

Habe Tornado noch mit einem „Seil“ etwas befestigt, da ich ja nur einen Seitenständer habe und nicht wusste, wie schaukelig die Fahrt wird.

Die Beladung ist, wie bei jeder Fähre, ein Schauspiel.

Alle Autos müssen nach dem Tunnel wenden und rückwärts auf die Fähre.

Die Nachbarfähre war irgendwie besser gebucht, später habe ich gesehen, dass sie 1.50€ billiger ist.

Dafür war sie schneller und hat uns unterwegs überholt.

Aber, wie man sieht, proppevoll, kein Sitzplatz mehr frei, auf meiner Fähre konnte man auf allen Seiten einen freien Platz finden.
Die Schlucht hat schon was:

Viel Stein, viel Grün.


Leider leider gibt es hier keinen Flaschenpfand, wer auch immer meint hier seinen Müll abladen zu können, dem sei in Erinnerung gerufen: das ist ein Stausee, der Müll schwimmt hier in 100 Jahren noch an der gleichen Stelle (und was man sieht sind ja nur die intelligenterweise zugeschraubten leeren Plastikflaschen, wie es am Grund aussieht mag man sich nicht vorstellen).

Selbst in Essaouira gibt es im Hafen „Müllsammler“, die von Booten aus mit Netzen den Müll aus dem Hafenbecken fischen. Liebes albanischen Tourismusministerium: macht Pfand und räumt den Müll weg, wenigstens da, wo die Touristen hingehen. Denn diese Müllseen sind auf allen Touri-Handys abgelichtet (wirklich: ALLE Touristen auf der Fähre haben das fotografiert), ihr wollt nicht, dass das zuhause gezeigt wird.
Nach 3 Stunden dann Ankunft in Fierze und 60 Kilometer eine einsame kurvige Straße an den Bergen entlang. Deutlich besserer Zustand als die Anfahrt gestern, aber hier wird das Ausmaß an Korruption (großes Thema im letzten Wahlkampf) sichtbar: wie schon in Italien schlägt auch hier die „Schildermafia“ zu: auf 60 Kilometer eng kurviger Strecke alle paarhundert Meter so ein Verkehrsschild aufstellen riecht nach „Schildermafia“:

Dann war es mal wieder Zeit für ein Gespräch mit Harald, in der Früh hatte er für den Nachmittag schon eine Prophezeiung abgegeben.

Es tröpfelte eine Stunde, die ich in einem der sehr seltenen Straßencafes abgesessen habe:

Hier saßen sie, die jungen albanischen Männer mit ihren fetten Benzen mittags beim Bier, bei denen man sich fragt: haben die nix zu tun, und wo kommt die Kohle für die dicken Autos her? Nun, die werden es wissen, aber man kann nicht aus seiner Haut und sich solche Fragen stellen…. Aber höflich haben sie mich gegrüßt, man muss halt täglich an seinen Vorurteilen arbeiten. Auffällig nur, im Vergleich zu Montenegro, dass Albanien reines „Benz“-Land ist. Benz in allen Evolutionsstufen, alle Modelle, alle Baujahre, alle Zustände. Montenegro war irgendwie „Golf“-Land, an einer Strecke bin ich wenigstens an 10 Golf-Schrottplätzen vorbeigefahren. Und kaum über der Grenze, waren es Benz-Friedhöfe. Ich glaube, eines Tages wird mein Winzer-Benz auch hier unten noch weiter rumfahren.
Aber, wie schon in Slowenien, die Stunde Kaffeepause hat das Regengebiet genutzt, sich zu verbreitern, und so habe ich die Regenkombi übergestreift und bin weitergefahren. War nicht viel Regen, aber nach 2 Stunden hatte ich die Faxen dicke und bin kurz vor der Nord-Mazedonischen Grenze in ein einsames Gästehaus am Rande der Straße eingekehrt.

Toilette über den Flur, aber bei 25€ die Nacht sagste erstmal nix.
Die Tagesstatistik (während der Fährfahrt hatte ich das Navi aus, da fehlen also 3 Stunden „Pause“):

Morgen soll das Wetter wieder besser werden, dann geht es quer durch Nord-Mazedonien, den südlichsten Punkt der Reise werde ich dort irgendwo haben.