Das erste Mal keine Regenkombi angezogen, schon gestern hat ja Harald prophezeit, dass die schlechten Tage vorüber sind. Also an Split vorbei und erneut an der Küste entlang nach Süden. Immer noch keine gute Idee, auch nicht an einem Sonntag. Die Gegend ist dermaßen verkafft, eine Stunde lang mit 50 durch endlose Siedlungen. Links am Hang mit Blick auf die Straße, rechts die teureren Appartements mit Blick aufs Meer. Eine touristisch sehr erfolgreiche Gegend.

Durch die zahllosen vorgelagerten Inseln blickt man ständig auf ein anderes Ufer, es sieht ein wenig aus wie am Gardasee, nur ist die Bebauung dort schöner. Kann man sich echt sparen. Es gab nur weniger Abschnitte, die so schön waren wie hier:

Was allerdings eine echte Challenge war, ist der Naturpark „Biokovo“. Links an den steilen Bergen windet sich eine einspurige, im wesentlichen schlechte Straße ca. 20 Kilometer hoch zu einem Fernsehturm. Eintritt 15 €, und fahrerisch mal was anderes: auf engstem Raum die Familienskodas überholen, und in wirklich engen Kehren im 1. Gang auf der Kupplung aufpassen, nicht auf dem durch den Regen auf die Straße gewaschenen Kies auszurutschen.
Aber der Ausblick…:

Und noch einmal:

Oben wurde die Straße noch schlechter und enger, nicht nur einmal mussten Autos rückwärts bis zur nächsten Ausweichstelle fahren, um den Gegenverkehr vorbeizulassen. Jedesmal eine willkommene Gelegenheit, an allen vorbeizufahren.

Die letzten Kehren bis zum Gipfel waren dann im leichten Nebel, vielleicht erkennt man dennoch die mutige Straßenführung:

Oben dann ein Sendemast, Sackgasse, und alles retour.

Unten am Tickethäuischen angekommen wollte das Navi wieder rechts zurück an die Küste, aber nach links ging eine sehr schöne breite und neu wirkende Straße, also da lang. Ok, da war ein Sackgassenschild, nunja, nach ein paar Kilometer ein „Durchfahrt-verboten-Baustelle“-Schild, aber das sah alles so lecker aus… Und was soll ich sagen: Es war Sonntag, ein einsamer Bagger stand irgendwann am Wegesrand, aber ansonsten rund 50 Kilometer traumhafte Strecke, weit geschwungene Bögen, feinster Belag, und nicht ein einziges Auto. Man hätte mit 120 auf der Raste durch die Kurven kratzen können, aber ich bin ja vernünftig.
Dann über ein Stück Autobahn (Maut in Kroatien: 0,75 €) üb er die Grenze zu Bosnien-Herzegowina

und noch ein Stück Autobahn auf dieser Nicht-EU-Seite (Maut: 0,50 €) und dann über Land Richtung Mostar. Da habe ich es damals auf der Bosnia-Rallye nicht hingeschafft, weil a) es da 40 Grad hatte, und wir b) wie üblich die Tagesetappe nach ca. 2/3 abgebrochen haben. Nun also wenigstens ein touristisches Highlight ablichten.
Vorher oben auf dem Berg am „Millenium Kreuz“ eine Rast eingelegt (im Jahr 2000 von der hiesigen katholischen Kirche zur Feier von, na klar, 2000 Jahre Christentum aufgebaut). Nicht so meins, aber beeindruckend:

In Mostar dann die „alte Brücke“ ablichten, die einst den muslimischen Teil (rechts) mit dem christlichen Teil (links) der Stadt miteinander verband (und so ein Symbol des friedlichen Zusammenlebens der Religionen darstellen sollte), aber in den Jugoslawienkriegen 1993 genau aus dem Grund (um die Trennung der Religionen zu manifestieren) zerstört wurde. Aber dann wieder aufgebaut wurde und seitdem ein Touristenmagnet ist (bis sie eines Tages unter der Last der Touristen wieder einbricht):

Und nochmal mit Tornado:

Ein anderes „Highlight“ in der Stadt ist die Ruine des ehemaligen Shoppingcenters „Razvitak„, das in den Jugoslawienkriegen zerstört und seitdem dem Verfall überlassen wurde:

1970 eröffnet und damals eine moderne Kombination von Wohnen (Wohnturm hier nicht sichtbar) und Einkaufen, zählte es zu den 5 „besten“ Shoppingcentern in ganz Jugoslawien. Der Name „Razivatek“ bedeutet „Entwicklung“, und es sollte mit Absicht den Betonbrutalismus dieser Zeit mit der Moderne verbinden. Die Reliefs in der Betonfassade (ornamentale Dekoration, die in der Moderne weitgehend vermieden wurde) sind angelehnt an die Grabsteinreliefs aus dem 14.und 15. Jahrhundert, und sollten so zugleich ein kulturelles Erbe darstellen. Nun, was sich Architekten halt so alles ausdenken.

Schaurig schön…
Ab Mostar wurde es dann wahrer Motorradurlaub: Strecken von 50 und mehr Kilometer durch die Berge, die Kurven in einem Rhythmus, als hätten die Straßenbauer bei der Planung irgendeinen groovigen Soul gehört. Stundenlang den gleichen Song. Also so eine Straße habe ich noch nie gesehen. Unfassbar. Dann mal eine kleine Ortschaft,

und es geht genauso weiter.
Die Berge werden weniger bewaldet, so kenne ich Bosnien von der Bosnia-Rallye her:

Weiter ging es in den Sutjeska Nationalpark. Hier können sie auch Schluchten:

Bevor ich in einem Rutsch durch Bosnien-Herzegowina durch bin (auf der anderen Seite der Schlucht geht es nahtlos in den Durmitor Nationalpark in Montenegro weiter), habe ich im Motel „Bavaria“ ein lauschiges Plätzchen gefunden. Auf meine Frage an die aus Bad Homburg stammende Besitzerin, warum das Hotel nicht „Gasthaus zum Taunus“ heißt, antwortete sie ganz geschäftstüchtig: „Asiaten, Amis, Polen, alle wissen wo >Bavaria< ist, aber wer kennt schon den >Taunus<?“. Dieser Analyse kann man kaum widersprechen…

Böse Zungen werden behaupten, dass es aussieht wie im Spessart, aber dort kommt nach spätestens 10 Kilometer Strecke wieder ein Kaff…
Die Tagesstatistik:
