Die Römer

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Die waren ja nun eine Zeitlang überall, oder zumindest überall dort, wo zu jener Zeit die bekannte Welt war. Und also auch in Nordafrika (Wer kennt nicht „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam„, für die Ungebildeten ohne großem Latinum: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss„). Nachdem Karthago also im 3. punischen Krieg 146 v.Chr. von den Römern zerstört wurde, machten sich die Römer in Nordafrika breit, und von Karthago (heute nahe Tunis) nach Westen ins heutige Marokko war es nicht weit. Die Reste ihrer Zivilisation sind in „Volubilis“ zu finden, eine knappe Stunde nordwestlich von Fes.

War einst eine große Stadt, so um die 10.000 Menschen lebten hier, und wohl nicht schlecht. Getreide und Olivenöl in rauhen Mengen wurden nach Rom exportiert, und auch Spielkameraden für die Gladiatoren (Löwen etc.). Und Humor hatten sie:

Ein Reiter, der rückwärts auf einem Esel sitzt

Und scheinbar war es Sitte, die ggf. wieder reaktiviert werden sollte, Enten (oder sind es gar indische Laufenten?) zu jagen:

Reste einer großen Zivilisation (wie sie unterging wird ja unterschiedlich diskutiert, manche freien Demokraten vermuteten „spätrömische Dekadenz“).

Ohne Triumphbogen geht es nirgends
Geselliges Beisammensein am Pool
Nicht näher übersetzte Inschriften

Vorher waren wir in Meknes, eine der vier Königsstädte (Rabat, Meknes, Fes, Marrakesch), wo die Könige ihre Paläste hatten (und angeblich der aktuelle „M6“ jeden Palast immer zu jederzeit auf 16 Grad runterklimatisieren lässt, falls er mal spontan hereinschneit). Aber das war so tot heute am Samstag im Ramadan wie Sonntagsmorgens auf der Zeil in Frankfurt, da sind wir ein bisschen rumgekurvt und dann wieder weiter.

Einsame Gasse in Meknes

Von Volubilis gibt es eine sauber ausgebaute Nationalstraße nach Fes, die mir bei der Planung jedoch zu langweilig erschien und ich durch ein paar Nebenstraßen durch die Berge ersetzt habe. Aber Wunsch und Wirklichkeit trafen sich an der Navi-Landkarte: Straßen, die auf der Karte ihre Farbe nicht wechseln, tun dies in der Realität an einer Kreuzung: Aus übelsten Schlaglochasphalt wird grober Schotter. 7 Kilometer bis zur nächsten Abbiegung, und keine Ahnung wie dieser Weg weitergeht? Ne, dann umdrehen. Wenden in 3 Zügen (Sozia vorsichtshalber abgestiegen). Und das immer wieder.

Da waren wir noch guter Dinge, als wir über diesen Markt gefahren sind

Einmal schien ein Weg in einem Dorf mit noch sehr viel Entwicklungspotential der Weg zu enden, als auf einmal mehrere dieser vollgeladenen alten Mercedes-Transporter aus der Prä-Sprinter-Zeit den Berg über einen groben Schotter hochkrochen, dabei mehrere vollbeladene Esel umkurvend. Nun, wo die hochkommen, da kann ich runter.

Beispielbild für „public transport“
Der war noch zu jung für die Arbeit

Mit diesem Konzept haben wir es dann nach einer Stunde geschafft, dann doch auf die Nationalstraße zu kommen, die wir glücklich aber gelangweilt mit 100 Sachen Richtung Fes gefahren sind.

Eine zwei Millionenstadt, 8-spurige Einfallstraßen, und Verkehr wie man sich Verkehr in Afrika vorstellt. Und wir mittendrin. An einer Kreuzung sahen wir rechts einen McDonald, in dem Leute saßen! Im Ramadan! Das erste Restaurant (bis auf die eine Raststätte gestern), das geöffnet hat! Da mussten wir hin:

Das Navi war natürlich mit den letzten Metern zum Hotel überfordert. Der angewiesene Weg ging durch eines der 30 Tore in die Medina, leider eine Einbahnstraße zum Rausfahren. Dann den erstbesten Weg genommen, der irgendwie in dieses Gewimmel führte, und schon bald war klar: Das wird hier sehr unübersichtlich. Ich hatte vor zwei Tagen das Hotel extra nochmal angeschrieben, ob ich mit dem Motorrad bis zum Hotel fahren könne, Jaja, kein Problem, war die Antwort.

Ein freundlicher aber naturgemäß geschäftstüchtiger junger Mann auf einem Moped hatte uns dann eingeholt und gesagt, da dürfe man nicht mit dem Motorrad rumfahren, kostet Strafe und so. Sagte er, auf seinem Moped sitzend. Nun, ich wollte dem keinen Glauben schenken, und erst als ich ihm dreimal gesagt habe, dass das Hotel mir die Anfahrt zugesagt hat, gab er nach und meinte aber, der Weg sei arg schmal, wir sollten erstmal hinlaufen. Da hatte er tatsächlich nicht unrecht. Das Navi zeigte hier nur sehr wenige Straßen an, hätte ich nicht gefunden. Der Hotelmanager sah kein Problem, zumindest zum Abladen des Gepäcks vor seine Tür zu fahren, und so sind wir wieder zurück zum Motorrad, wo die Sozia wartete, und sind dem jungen Mann eine etwas andere Strecke, die angeblich breiter war (war sie auch, aber da standen gerade Autos zum Abladen, es war ein munteres Rangieren), hinterher.

Und tatsächlich, vor dem, Hotel konnte man parken:

Der offizielle Parkplatz (bewacht für 5 Euro für zwei Nächte) war dann ganz in der Nähe, wäre aber mühsam gewesen, das Gepäck von dort zu schleppen:

Das Hotel Nass Zmane zeigte dann den erwarteten Charme, wenn man erstmal durch die unscheinbare dicke Holztür schritt: Ein Riad wie aus dem Bilderbuch.

Innenhof und Restaurant
Unser Zimmer
Ausblick (bei diesigem Wetter) von der Dachterrasse

Aber es gibt ja Aufgaben zu erledigen, und auf dem Weg zur wichtigsten Aufgabe (ein Stiefelbier zu finden) besichtigten wir ein Hotel, dass nochmal einen Stern mehr hatte und durchaus eindrucksvoll war: Der „Palais Shehezerade“.

Blick in den Innenhof
Alle Zimmer als „Minisuite“ mit Sitzecke
Schön gemachtes Bad

Und ein Restaurant auf dem Dach:

Und, zu unserer Überraschung, auch Bier im Ramadan !

Im Gespräch mit dem französischen Besitzer, der nicht nur aussah, als hätte er noch ein Weingut in Südfrankreich, sondern auch ein Weingut in Südfrankreich hat (mit naturgemäß prämierten Wein), konnte ich ihn mit den Zimmerpreisen noch etwas runterhandeln (was so eine Visitenkarte alles ausmacht), so dass dieses Hotel möglicherweise eine Alternative zu unserem ist, und auch noch viel näher am Parkplatz.

Aber als gut vorbereiteter Scout hatte ich noch ein anderes Hotel ausfindig gemacht, das zwar nicht zum Übernachten in Frage kam, aber, 6 Fußminuten entfernt war (und Google Maps hat hier funktioniert) und:

Eine Bar!

eine Bar hat! Mit Bier! und Wein! im Ramadan! Bei erstaunlich guter Backgroundmusik. Und ostdeutschen Bustouristen. Egal, der Abend war gerettet, das Essen in unserem Hotel danach sehr lecker (eine halbe Flasche Wein haben wir mitgenommen und in die blickdichte Quechua Trinkflasche umgefüllt und zum Essen verköstigt), und die Nacht ruhig.

Die Tagesstatistik war überschaubar, ohne die Irrfahrt in den Bergen hätten wir eine Stunde gespart.

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