Erkenntnis der Woche (Resümee)

Meine Eindrücke von der Region (oder: „welcher ist der beste See?“ ).

  • Comer See und Gardasee, nicht zu vergessen der klitzekleine Lago di Ledro, die sind echt sehenswert. Da fährt man am Wasser entlang, nette Bebauung, schwungvolles Fahren möglich.
  • Luganer See nur auf der italienischen Seite, Lugano ist halt einfach nur ne volle Stadt am See.
  • Lago Maggiore ist teilweise nett zu fahren und die bekannt eindrucksvollen Villen zu bestaunen, Hinterland sehr anspruchsvoll kurvig. Nur mach einen Bogen um Locarno.
  • Der gesamte südliche Streifen von rechts (Gardasee) nach links (Lago Maggiore) ist unfassbar dicht besiedelt. 2 Stunden dauerhaft in geschlossenen Ortschaften, das ist weder schön noch macht es Spaß. Man kommt halt nur recht flott von rechts nach links.
  • Der permanente Grenzübertritt zwischen der Schweiz und Italien kann lästig werden. Auch wenn keine Pässe kontrolliert werden, so stehen an den Zollhäuschen immer ein paar Uniformierte und der Verkehr gerät ins Stocken. Abgesehen vom Schock beim Blick auf die Benzinpreise.
  • Kreisel beleben den Verkehr. Hier kommt auf eine Ampel geschätzt 50 oder 100 Kreisel, der Verkehr mag dicht sein, aber er fließt. Das sollten sich deutsche Verkehrsplaner mal anschauen und statt sackteurer Ampeln alle paar Meter mehr mit Kreiseln arbeiten. Es geht ja.
  • Das Hinterland in den Bergen ist für Motorradfahrer paradiesisch bis echt anspruchsvoll. Vergiss das Stilfser-Joch, hier ein paar namenlose Bergstrecken und du kannst es (oder weißt, dass du es nicht kannst).
  • Bagolino ist echt ein Tipp, das B&B El Piastrol der Geheimtipp. Dort könnte man ein paar Tage bleiben und die Umgebung (mehrere Pässe, viel Hinterland, aber auch Gardasee und Comer See erreichbar) abgrasen.
  • Die Jahreszeit (Mitte Mai) war ideal, teilweise schon recht warm. Aber bei der Planung die Streckenführung des Giro d’Italia berücksichtigen.
  • Auf Baustellen bedingte Streckensperrungen gefasst sein.
  • Cappuccino ist billiger als zuhause, das Bier deutlich teurer. Im Restaurant haben wir mit dem „Vino de la Casa“ nie einen Fehler gemacht.
  • Und sowieso das Essen: für „low carb“-Esser wird es schwierig, ohne Nudel geht hier nix. Dafür alles lekker.
  • Der bei uns so gern gegessene „italienische Salat“ hat mit Italien nix zu tun: Hier kommen neben ein paar grünen Blättern eine Schale mit kleinen Tütchen Essig (nix Balsamico) und Öl, Salz und Pfeffer mit viel Glück. Und dann darfst du dir dein Dressing selber machen. Hm.
  • Italien ist Rollerland, die Linke bleibt zum Gruß oft unten. Überraschenderweise kommt der meistverkaufte Roller nicht von Piaggio, sondern von Honda. Wenn ein „echtes“ Motorrad kommt, dann sind es meist Touristen. Und kaum BMW GS, sondern Ducati Multistrada (in rot-schwarz).

Und überhaupt die Blitzer:

Die berühmten Sondermülltonnen

Die stehen in jedem Ort, oftmals nur wenige hundert Meter auseinander. Ok, sie sind gut zu erkennen, aber ehrlicherweise muss man sich hier schon echt Mühe geben, in diesen Ortschaften deutlich mehr als 50 Sachen draufzuhaben. Etliche sind Dummies, die Locals wissen das (dann kann man bedenkenlos hinterherfahren), aber die Geräte bleiben eigentlich sympathisch: markante Farbe, mit Schildern vorher angekündigt, und offenbar billig, weil hier in einem Ort mehr davon rumstehen als bei uns Altglascontainer. Und wahrscheinlich wird in Italien nicht so ein Gewese drum gemacht: bei uns im Ort wurde in der lokalen Zeitung mit reisserischer Schlagzeile berichtet, dass eine zweimonatige Testmessung an einer Ausfallstraße doch unglaubliche 2,8% der Verkehrsteilnehmer zu schnell waren und nun Maßnahmen ergriffen werden. Ein stationäres Blitzgerät wird aufgebaut. Mich würde nicht wundern, wenn der ganze Zauber ein zehnfaches von den orangenen Sondermülltonnen kostet.

Was wir bezüglich Motorradtour gelernt haben:

  • Andere Sitzbank: die ist hinten zu breit, schnürt etwas die Oberschenkel der Sozia ab und führt zu Wöchel. Aber das Internet wusste es schon: vorgestern war in meiner Facebook Timeline ein Beitrag zu sehen von einer italienischen (!) Firma, die Sitzbänke für AfricaTwins (!!) maßschneidert (!!!). Den Beitrag hab ich mir mal gespeichert.
  • Ein Basecamp und Kleeblatt-Fahrten ist doch angenehmer als alles Gepäck mit sich rumschleppen und jeden Tag neu einchecken. Hier ging es halt nicht, dafür sind (links) Lago Maggiore und (rechts) Gardasee zu weit auseinander.
  • Ein Ruhetag: ab dem 4. Tag lässt die Kondition etwas nach, dann einen Ruhetag einlegen und was anderes als Motorradfahren unternehmen, das ist der Vorschlag fürs nächste Mal.

Die Gegend werde ich bestimmt nochmal ansteuern, dann mit Basecamp und einem anderen Motorrad, zum Rasten-Kratzen.

Ein Kommentar Gib deinen ab

  1. Avatar von Joe Joe sagt:

    Schöne Impressionen! Da bekommt man Lust auf Norditalien.
    Wie immer schön und informativ geschrieben.

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