Nachdem ich den Puffer-Tag am Stilfser Joch verbracht habe, war heute eigentlich gemütliches Zockeln nach Innsbruck geplant.
Gleichwohl ich wieder am Fuße des Stilfser übernachten habe und das Wetter in der Früh traumhaft war, konnte ich nach den letzten beiden Tagen problemlos auf die 48 Kehren verzichten und bin über den Reschenpass nach Österreich. Breites Tal, breite Straße, und endlos Verkehr (in der Gegenrichtung).
Und dann ein kurzer Stop in meiner Vergangenheit: dort, wo ich in jungen und sehr jungen Jahren das Skifahren lernte und aus Dankbarkeit für diese Erfahrung, die es mir heute leichter macht mit dem Motorrad, bin ich über den Arlbergpass nach Stuben.

Gut zehn Jahre habe ich dort die drei wichtigsten Dinge fürs Motorradfahren gelernt: Blickführung, Blickführung und natürlich: Blickführung.
Und auch den Hüftschwung und Bergschulter vor und da wo damals der anvisierte Punkt für den Stockeinsatz war, ist heute der Scheitelpunkt, an dem der Hahn wieder gespannt wird. Meine lehrreiche Zeit bei der am Arlberg berüchtigten „Stubener 1A“ hat sich tatsächlich bezahlt gemacht.
Hier war damals mein Zuhause:

Und Stuben war nicht nur meine Wiege des Skifahrens (ich hoffe der Schriftzug unter den Skifahrern ist erkennbar), sondern die Wiege des Skifahrens überhaupt: niemand Geringeres als Hannes Schneider, der „Erfinder“ des Skilaufen, kam aus Stuben.

Drum steht ein Denkmal gegenüber der Pension.

Für den Unwissenden nicht zu erkennen, aber hinter der Kirchtumspitze ist der Gipfel der „Albona“ zu erkennen, und die Abfahrt über die „Mulde“ (direkt vom Grad aus mit einem mutigen Sprung hinein) war eine meiner ersten „Offroad“-Erfahrungen.
Über Zürs, Lech und Warth bin ich dann eher zufällig auf das „Hahntenjoch“ geraten, eine tolle kurvenreiche Strecke und offensichtlich bei Motorradfahrern seeehr beliebt. Eigentlich war mit der schönen Straße im Tal von Warth nach Reutte ganz zufrieden und fuhr einem einsamen Fahrer auf einer Ducati 1100 Scrambler hinterher, und als der rechts abbog bin ich hinterher.

Ein wirklich schönes Motorrad, mit ebbes über 80 PS ähnlich motorisiert wie die KTM, und der Fahrer wusste sie einzusetzen. Man lernt nur von den Besseren, also Messer zwischen die Zähne und hinterher. Er fuhr einen tollen Strich, im Dorf die erlaubten 50, und außerhalb zog er am Hahn bis zum Anschlag (meine Vermutung, denn ich musste es). Die Traktionskontrolle griff ein zwei mal auf der trockenen Straße verhalten ein, also für meine Verhältnisse ging es zügig den Berg hinauf. Ein Mordsspaß.
Ab der Passhöhe bin ich dann vom Gas, es hat sich für mich bewährt, bergab langsamer zu fahren als bergauf. Die Scrambler zog davon. Und wie war ich überrascht, als er unten im Tal rechts am Straßenrand wartete und erst wieder losfuhr, als er mich im Rückspiegel sah. Da hatte er also gemerkt, dass da einer ihm nachtun wollte und als ich aus dem Rückspiegel verschwand, hat er gewartet. Das erinnerte mich an eine ähnliche Situation, als ich damals mit meinem 911-er eine Runde auf dem Nürburgring gedreht und mir einen flotten 3-er BMW ausgesucht hatte, der offensichtlich die Strecke schon öfter gefahren war. In einer hässlichen Omega-Kurve hat es mich stilvoll ins Kiesbett gehauen, mit viel Gas und fürchterlichen Geprassel vom Kies kam ich wieder raus. Und der BMW hatte am Ende der Kurve auf mich gewartet.
Falls ich jemals so gut in etwas werde, dass ich merke, dass mir einer nachtut, dann werde ich auch warten. Versprochen.

Ich hatte noch Zeit und hab mir eine Tal-Sackgasse ausgesucht, nicht ahnend, dass sie a) Maut kostete (15!!! Euro!!!, mehr als ein 10-Tage Autobahnticket!!!), und b) auf 2750 Meter führte. Sackkalt!


Schöne Strecke dennoch

Ein Hoch auf Goretex-Handschuhe und Griffheizung (wenn man sie hätte …)
Über den „Kühtailsattel“ bin ich dann Richtung Innsbruck, Maschine auf den Hänger geschnallt und die ersten Spaghetti dieser Tour gegessen.

Und zur Info: Das Käsebrot war einfach nur steinhart, der Innenraum problemlos zu betreten.
Zur Dokumentation:
